Bundestagsabgeordneter Volkmar Klein, die beiden MdLs Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth sowie CDU-Kreisvorsitzender Benedikt Büdenbender trafen jetzt mit Heizungs-Innungs-Obermeister Karl-Friedrich Bublitz, Kreishandwerksmeister Frank Clemens, dem Hauptgeschäftsführer des NRW-Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Hans-Peter Sproten zu einem „Heizungsgipfel“ in Siegen zusammen.
„Uns geht es um einen fachlichen Austausch, ohne Polemik, um realistische Einschätzungen, wie es mit energetisch sinnvollen und effizienten Heizsystemen weitergeht, um tatsächlich wichtige klimapolitische Ziele für die Bürger bezahlbar zu erreichen“, so Klein.
Was alle spüren: Die Verunsicherung in der Bevölkerung, wie sie künftig ihre Wohnungen finanziell leistbar und umweltgerecht heizen soll, ist riesengroß.
„Unsere Kunden geraten zum Teil in Panik und bestellen so viele Gas- und Ölheizungen wie selten zuvor“, berichtet Bublitz.
Sie setzten damit weiter auf fossile Energieträger, aus Angst, später bei einer Havarie der vorhandenen Anlage viel höhere Investitionen für eine Wärmepumpe leisten zu müssen. Selbst der Landesverband weiß sich vor Anfragen kaum noch zu retten, beschreibt Hans-Peter Sproten die Lage: „In meinen 30 Berufsjahren habe ich so etwas noch nicht erlebt.“
Mit jedem Tag werde deutlicher, wie groß der Anpassungsbedarf am Ampel-Gesetzentwurf für ein Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) sei.
Über das Ziel, von Öl und Gas als Brennstoffen wegzukommen, bestehe Einigkeit. Aber die Umkehr müsse machbar und bezahlbar sein.
„In Deutschland wurden in 2022 rund eine Million Heizungen ausgetauscht, davon bislang etwa 236 Tausend Wärmepumpen. Sollen es nur noch diese sein, wären jedes Jahr über 700 Tausend zusätzlich zu installieren. Diese müssten erst einmal lieferbar sein“, so Sproten.
Die Umrüstung aller Bestandsanlagen würde Jahrzehnte benötigen. „Und solange müssten dann Fördermittel zur Verfügung stehen. Ist das realistisch?“, fragt sich der Düsseldorfer Fachverband-Sprecher. Natürlich sei der Einbau einer Wärmepumpe theoretisch überall möglich, aber eben nicht zugleich sinnvoll. Bei einem nicht hinreichend gedämmten Gebäude müsse dann die Vorlauf- Temperatur so hoch sein, dass quasi ein Tauchsieder-Effekt entstehe. Dies sei mit enormem Stromverbrauch und hohem CO2-Ausstoß verbunden.
„So etwas ist komplett kontraproduktiv, da zudem der Strom auch nur teilweise aus regenerativen Energien erzeugt und somit durch die Wärmepumpe kein CO2 eingespart wird“, so Sproten. Schon heute fehle vielfach ganz einfach die notwendige elektronische Anschlussleistung für den Wärmepumpeneinsatz.
„Die Wärmewende muss ohne soziale Schieflage möglich werden“, fordert Jens Kamieth MdL. Ein verbindliches Votum „pro Wärmepumpe“ ohne Rücksicht auf damit verbundene Strompreise dürfe es nicht geben. „Wärme darf kein Luxus sein“.
Die Handwerks-Experten empfehlen einen gestuften Ansatz: Beim Neubau könnten strengere Regeln sofort umgesetzt werden. Im Bestand müsse differenzierter vorgegangen werden. Wichtig sei zudem, die vorhandene Anlagetechnik weiter zu optimieren. „Wir wundern uns schon, dass doch noch Anlagen, die nach vielen Jahrzehnten längst getauscht sein müssten, auch nach der neu geplanten Gesetzeslage weiter betrieben werden dürfen“, so Karl-Friedrich Bublitz.
Ganz entscheidend sei eine wirkliche Technologie-Offenheit. Anke Fuchs-Dreisbach MdL: „Lange Zeit werden Pellet-Heizungen empfohlen und aktuell finanziell gefördert. Jetzt sollen sie vor dem Aus stehen.“
Das sei eine Kampfansage gerade an den ländlichen Raum, in denen diese Heizungsart oft verwendet wird. „Zu Recht“ findet die Landtagsabgeordnete, denn Holz sei ein nachhaltiger, nachwachsender Rohstoff.
Auch das Thema „Förderungen“ bereitet denen, die tagtäglich bei ihren Kunden unterwegs sind, durchaus „Bauchschmerzen“.
„Die Endverbraucher sind nicht mehr in der Lage, alleine die komplizierten Anträge zu stellen“, ärgert sich Kreishandwerksmeister Frank Clemens. Viel besser seien entsprechende Steuererleichterungen, wofür es wirkungsvolle Vorbilder gebe.
Hans-Peter Sproten plädiert dafür, der CO2-Einsparung mehr Beachtung zu schenken. „Womit spare ich am meisten ein?“, müsse der zielführende Aspekt sein. Dafür bedürfe es wirklicher Technologieoffenheit im Gesetz, denn schon in einigen Jahren könne es ganz andere technische Perspektiven geben. Mit einer steigenden CO2-Bepreisung sei ein deutlich effizienter finanzieller Anreiz, um für einen Aggregat-Wechsel zu werben.
Für schlimm hält Sproten die sich anbahnende Verordnung von Anschluss- und Benutzungszwängen an Nah- und Fernwärmenetze. „Dass Kunden abhängig sind von Versorgern, das geht in einem freiheitlichen Rechtstaat zu weit. Privatleute können dann regenerative Energien nicht mehr selbst einsetzen und wären den Preisvorgaben des Versorgers ausgeliefert“, meint Sproten.
Fazit des Gesprächs: Es sind längere Fristen für die Modernisierung der Heizungen notwendig, ein Technologie-Mix müsse möglich bleiben.
Benedikt Büdenbender: „Gebäudesanierung und -dämmung ist die eine, die sinnvolle Heizungsoptimierung die andere Seite der Medaille. Beides muss faktisch leistbar und bezahlbar sein. Alles auf einmal ist unmöglich und überfordert Bürger und Handwerk.“
„Der Dialog hat gezeigt, wie wichtig die Expertise von Fachleuten zur Problembewältigung ist. Wer stattdessen auf ideologischen Überbau setzt und die Menschen nicht mitnimmt, wird scheitern“, zieht Volkmar Klein Bilanz. Es brauche einen neuen Ansatz. Karl-Friedrich Bublitz bringt es auf den Punkt: „Nicht schwafeln, sondern handeln.“
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