„Das Verhalten der Eigentümerfamilie gegenüber den Beschäftigten ist moralisch nicht in Ordnung. Quasi über Nacht die Schließung des Werkes von Benteler Automobiltechnik in Siegen-Weidenau zu verkünden, zeugt nicht nur vom schlechtem Stil, sondern ist auch ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!“ In dieser Einschätzung sind sich Landrat Andreas Müller, der heimische Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein und Peter Richter, IG Metall Gewerkschaftssekretär, einig. Alle drei haben sich jetzt mit Betriebsräten vor Ort getroffen, um sich aus erster Hand über die geplante Werksschließung informieren zu lassen und den Beschäftigten ihre Unterstützung zuzusagen.
Die 270 Benteler-Mitarbeiter in Weidenau haben in den letzten 10 Jahren wiederholt Abstriche beim Lohn oder tariflichen Zusatzleistungen zum Wohle des Unternehmens zugestanden und hingenommen, um das Unternehmen in ruhigeres Fahrwasser zu führen, berichten die Betriebsräte. Das sei offenbar aber nicht gelungen. Auch für Müller, Klein und Richter stellt sich die Frage, warum nicht? Grundsätzlich boomt die Automobilindustrie wieder. Vergleichbare Unternehmen haben volle Auftragsbücher. Deshalb beklagen die Benteler-Beschäftigen auch seit geraumer Zeit immer wieder Managementfehler – ein Vorwurf, dem aus Sicht der Besucher nachgegangen werden sollte, um so ggf. doch noch Perspektiven für einen Fortbestand des Werkes in Weidenau zu erreichen. In der aktuellen Situation kritisieren die Arbeiternehmervertreter zudem, dass die Unternehmensführung im Rahmen der geplanten Werksschließung ihrer Informationspflicht nicht ordnungsgemäß nachgekommen ist.
„Die Eigentümer unserer mittelständischen Unternehmen zeichnen sich in aller Regel gerade dadurch aus, dass sie ein hohes Verantwortungsgefühl insbesondere gegenüber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. In diesem konkreten Fall war bei Herrn Benteler davon bisher leider nichts zu spüren“, bedauern Müller, Klein und Richter: „Ein partnerschaftliches auf die Mitarbeitenden Zugehen und gemeinsam nach Lösungen suchen, hat es nicht gegeben“, bedauern die drei. Aus Ihrer Sicht muss der Eigentümer jetzt noch einmal in die Pflicht genommen werden. Und sie betonen, dass sie fest an der Seite der Belegschaft stehen und Bemühungen unterstützen werden, um die Weichenstellung in Richtung Schließung im Sommer 2022 noch einmal zu korrigieren.
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